Gerade als Rasseneuling ist es oft schwierig, einen guten Züchter zu finden. Empfohlen wird ja bekanntlich viel; doch inwieweit Züchterempfehlungen wirklich seriös und wertvoll sind, kann man häufig noch nicht beurteilen. Die nachfolgenden Tipps für die Suche nach dem „richtigen“ Züchter sollen diesen Weg ein wenig erleichtern.
Zunächst einmal schreiben Sie am Besten die offiziellen Rasseclubs an. Diese können Ihnen die Kontaktadressen von Verbandszüchtern nennen. Der Verband FCI mit ihren Unterorganisationen (wie z.B. ÖKV in Österreich, VDH in Deutschland, SKG in der Schweiz…) ist kein 100%iger Garant für Gesundheit und gute Aufzucht, schreibt aber immerhin gewisse Mindestanforderungen (wie diverse Gesundheitsuntersuchungen, Mindestdeckalter etc.) vor und steht somit für kontrollierte Zucht. Hier können Sie die Zuchtkriterien des WHCÖ nachlesen.
Rassehunde aus FCI-Zuchten verfügen also über Papiere (auch Ahnentafel, Stammbaum oder Pedigree genannt). Diese sind nicht dazu gedacht, den „Adel des Von und Zu Hundes“ hervorzuheben, sondern anhand dieses Pedigrees lassen sich Gesundheit, Inzucht etc. einer Linie rückverfolgen, die richtungsweisend für das jeweilige Tier sein können.
Im Idealfall verfügen die Eltern und Ahnen nicht nur über die vorgeschriebenen Gesundheitsuntersuchungen (in Österreich sind diese vom ÖKV definiert und minimal, daher fordert der WHCÖ diese zusätzlichen Untersuchungen), sondern sind im Falle des TWH auch angekört und verfügen vielleicht sogar über die eine oder andere Leistungsprüfung (hierzu zählen z.B. die Ausdauerprüfungen, Begleithundeprüfungen, Suchhundeausbildungen, aber auch Hundesport wie Agility, Obedience ect. zeigt, dass die Tiere offen zur Zusammenarbeit mit dem Menschen sind). Ausstellungsergebnisse hingegen sagen nichts über die Gesundheit und nur selten etwas über das Wesen eines Hundes aus, sondern hauptsächlich, ob und in welchem Maße er dem definierten optischen Standard entspricht. Ausstellungtitel sind nur dann wirklich aussagekräftig und „wertvoll“, wenn sie von rassekundigen Spezialrichtern vergeben wurden. Häufig sind diese nur auf Spezialzuchtschauen anzutreffen. Bei den großen Ausstellungen des ÖKV werden die beiden Wolfhundrassen lediglich von Allgemeinrichtern bewertet, die nicht immer ganz mit dem Standard vertraut sind.
Wenn Sie von den Clubs dann Empfehlungen bekommen, nehmen Sie am besten Kontakt zu den Züchtern auf. Anhand der Konversation kann man schon ein erstes Gefühl bekommen, wie sympathisch einem der jeweilige Züchter ist. Sympathie ist selbstverständlich nicht alles, aber nachdem der Züchter auch nach dem Kauf eines Welpen hoffentlich noch mit Rat und Tat zur Seite steht und erster und wichtigster Ansprechpartner ist, sollte man sich schon leiden können.
Sie sollten den in Frage kommenden Züchtern dann unbedingt mindestens einen Kennenlern-Besuch abstatten. Die Entfernung zum Züchter soll und darf kein erstrangiges Kriterium sein – selbstverständlich ist es praktisch, wenn man in einer halben Stunde dort ist, die Chance, in unmittelbarer Nähe einen guten und seriösen Züchter zu haben, ist aber eher gering. Man sollte also mit mehreren 100 km Anfahrt rechnen.
Wenn Sie die ausgewählten Züchter besuchen, schauen Sie sich vor allem seine eigenen Tiere an. Diese sollten einen gesunden, offenen und aufgeweckten Eindruck vermitteln. Nehmen Sie v.a. die vorgesehenen Elterntiere genau unter die Lupe. Je nach Verpaarung leben beide Elterntiere beim Züchter oder aber nur die Mutter. Beide Elterntiere kennen zu lernen kann natürlich aufschlussreich sein; es ist aber durchaus üblich, dass ein Züchter nur die Mutter in seinem Besitz hat und für den Deckakt zum Deckrüden fährt. Ein Züchter sollte den Deckrüden nicht nach der Entfernung auswählen, sondern darauf achten, ob er über eine gute Gesundheit und ein offenen Wesen verfügt.
Suchen Sie das Gespräch und fragen Sie dem Züchter ruhig Löcher in den Bauch. Er sollte ausführlich über die Rasse und seine eigenen Tiere erzählen und dabei weder beschönigen, noch nur negative Erlebnisse schildern. V.a. aber sollte der Züchter Interesse an Ihnen als Käufer zeigen und möglichst viel über Sie, Ihre Lebensumstände und Ihre Vorstellungen und Wünsche erfahren wollen, statt über andere Züchter herzuziehen, um sich selbst in ein besseres Licht zu stellen.
Die Aufzucht der Welpen sollte hauptsächlich im Haus und in der Familie erfolgen. Sind Mutter und Welpen dauerhaft in einem Zwinger oder eigenen Schuppen o.ä. untergebracht, fehlen wichtige Reize wie das Kennenlernen diverser im Haus üblichen Geräusche, Dinge und Situationen. Die Welpen dürfen frühestens mit 8 Wochen abgegeben werden (dies ist im TSchG festgelegt und auch sinnvoll – niemand kann die Welpen so gut auf das Leben vorbereiten, wie ihre Mutter – eine zu frühe Trennung kann große Defizite mit sich bringen!). In diesen 8 Wochen ist es Anliegen und Aufgabe eines guten Züchters, den Welpen schon einiges von der großen weiten Welt zu zeigen; etwa den einen oder anderen Spaziergang zu unternehmen, mit ihnen Auto zu fahren o.ä. Sollte der Hund über eine Landesgrenze fahren müssen, ist das Tierschutzgesetz des jeweiligen Landes zu beachten und eine Tollwutimpfung vorliegen, die in den meisten Ländern (zB Deutschland) erst ab der 15 Lebenswoche Gültigkeit hat.
Wenn Sie sich für einen Züchter entschieden haben, empfiehlt es sich, diesen und ihren zukünftigen Welpen in den Wochen vor der Abgabe zu besuchen. So können Sie Entwicklung und Aufzucht Ihres zukünftigen Begleiters schon mitverfolgen; diverse sich ergebende Fragen können persönlich geklärt und der Kontakt zum Züchter vertieft werden. Der seriöse und kompetente Züchter wird Ihnen bei der Auswahl Ihres Welpen auch jedenfalls beratend zur Seite stehen. Er kennt jeden einzelnen am Besten und hilft, aufgrund Ihrer Vorstellungen den passenden Charakter für Sie und Ihre Familie zu finden.
Bei der Abgabe müssen die Welpen geimpft und gechippt sein, ein EU-Pass und die Papiere werden mitgegeben. Übrigens muss jeder Welpe eines FCI-Wurfes Papiere erhalten – Züchter die eine Preisminderung gewähren, wenn man die Papiere nicht dazu nimmt, sind NICHT seriös! Der liebevolle, seriöse und kompetente Züchter hat einen entsprechenden Kaufvertrag, wird Ihnen anbieten, auch nach dem Kauf beratend zur Seite zu stehen und – im Fall des Falles, wenn Sie sich – aus welchen Gründen auch immer – von Ihrem Hund trennen müssen, diesen entweder zurücknehmen oder anbieten, bei der Vermittlung zu helfen. Viele Züchter haben in den Kaufverträgen festgesetzt, dass Sie über ein Vorkaufsrecht verfügen oder vor einer Weitergabe eines Hundes aus ihrer Zuchtstätte informiert werden müssen. Die Verantwortung eines guten Züchters endet nicht mit Verkauf und Abgabe der von ihm gezüchteten Tiere!
Abschließend ist zu sagen, dass intelligente Verpaarung von gesunden wesensstarken Tieren sowie eine liebevolle und kompetente Aufzucht der wichtigste Grundstein für einen gesunden und offenen Begleiter sind. Verantwortungsvolle und kompetente (Auf-)Zucht im Sinne der Rasse und der einzelnen Tiere ist für einen Züchter eine durchaus Zeit- & kostspielige Angelegenheit. Welpenpreise um die 1000€-1500€ sind daher absolut gerechtfertigt. Kaufen Sie bei billigen Vermehrern, sparen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit zwar beim Kaufpreis, die Chance, dass es nachher gesundheitliche und charakterliche Probleme gibt und Sie mit Ihrem neuen Begleiter nicht so glücklich sind, wie erhofft, ist hoch.
Weiters unterstützen Sie dadurch meist unendliches Tierleid – der Welpen selbst, die viel zu früh von der Mutter getrennt werden, reizarm aufwachsen und durch die Gegend gekarrt werden, wie auch der Zuchthündinnen, die häufig in katastrophalen Zuständen ihr Dasein als gewinnbringende Gebährmaschinen fristen. Im Endeffekt bewahrheitet sich oft: wer billig kauft, kauft teuer!